Gebietsentwicklung Lengg – es wird langsam konkret

Herbert Frei nimmt als Vertreter des QV Hirslanden bei Sitzungen zur Gebietplanung Lengg teil.

Seit rund acht Jahren läuft ein Planungsprozess für die Umgestaltung des Klinik- und Hochschulgebiets Lengg. Das Gebiet liegt zwar nicht direkt im Hirslander Gebiet, hat aber erhebliche Auswirkungen auf das umliegende Gebiet und damit auch auf Hirslanden, vor allem durch den prognostizierten starken Anstieg des Verkehrs und vermutlich auch durch erhöhten Druck auf Immobilienpreise und Wohnungsmieten.

Nachdem das Kinderspital seine Neubaupläne konkretisiert hat, erkennt der Kanton, dass eine Gesamtplanung notwendig ist, weil fast alle Kliniken, Hochschulen und die Stadt ebenfalls Aus- und Neubaupläne haben. Deshalb initiiert das Amt für Raumentwicklung einen komplexen Planungsprozess, an dem die Quartiervereine Riesbach und Hirslanden als Beobachter teilnehmen konnten (das Kinderspital war nicht mehr Gegenstand dieser Gesamtplanung).

Zunächst lädt man die verschiedenen Akteure in der Lengg ein, ihre Raumbedürfnisse für die nahe Zukunft zu konkretisieren. Das entsprechende Mengengerüst, zu dem sich die Quartiervereine nicht äussern können, bildet fortan die Basis für die weiteren Schritte. Man darf annehmen, dass die Akteure – analog zu jenen im Hochschulquartier zu Beginn der Planung – ihre Raumbedürfnisse eher grosszügig als zu knapp formulieren. Was man hat, das hat man ...  Welches aber die Raumbedürfnisse in 10 oder 20 Jahren sein werden, ist schwer zu prognostizieren, zumal sich das gesamte Gesundheitswesen derzeit sehr dynamisch entwickelt (Verlagerung zu ambulanten Behandlungen, hospital-at-home etc.). Das wird sich wohl auch in der weiteren Planung niederschlagen.

In einer ersten Phase erarbeiten sie einen Masterplan, der in kondensierter Form Eingang in den kantonalen und kommunalen Richtplan findet und die planerischen Leitplanken für die weitere Planung definiert. In einer sogenannten Testplanung mit drei Runden beauftragt man drei Büros von Architekten, Landschaftsarchitekten und Verkehrsplanern, der Frage nachzugehen, was innerhalb der Planungsperimeter städtebaulich, verkehrlich und betrieblich verträglich und möglich ist. Schon hier fällt auf, dass die Planer, trotz zuweilen spürbarer Zweifel, mit ihren Entwürfen (fast) immer versuchen, die quantitativen Vorgaben möglichst zu erfüllen. In den Kommentaren heisst es dann manchmal, die Maximallösung sei „gerade noch möglich“. Klar, welcher Architekt will es sich mit potenten zukünftigen Bauherren verderben ...  Die Stadt ihrerseits treibt parallel Planungen voran – ebenfalls unter Mitwirkung der Quartiervereine, aber auch zahlreicher Direktbetroffener wie Familiengartenverein, Sportvereinen usw. –, um die Durchgrünung und Durchwegung der Lengg zu verbessern. Interessenkonflikte, etwa mit den Tennisvereinen, sind vorhersehbar und werden die Stadt wohl zu Kompromissen zwingen.

Nachdem Masterplan und Richtplaneintrag abgeschlossen sind, teilt man das Gebiet in drei Teilgebiete auf: Spitalcluster (Hirslanden, Balgrist, Schulthessklinik u.a.), Psychiatrische Universitätsklinik (volkstümlich als Burghölzli bekannt) und Klinik Lengg / Epi. In allen drei Teilgebieten finden wiederum Testplanungen mit drei Runden und drei Teams statt. Auch hier geht es um die Frage, was städtebaulich, aber auch betrieblich möglich und sinnvoll ist. Zu integrieren ist im Spitalcluster auch ein Standort von Schutz und Rettung der Stadt Zürich. Geprüft und positiv beantwortet wird die Frage möglicher Synergien. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus diesen Testplanungen erarbeiten sie für den Spitalcluster und die Klinik Lengg Richtprojekte. Im Falle der PUK, die in Zukunft Patienten in einem zeitgemässen Neubau betreuen will, zeigen die Testplanungen, dass ein solcher, hinter dem Altbau vorgesehen, überproportionale Dimensionen erreichen würde. Daher wird, mit Zustimmung der kantonalen Denkmalpflege, ein Teilabbruch des hinteren Teils des historischen Gebäudes in die weiteren Überlegungen einbezogen. Mittlerweile wird, in Absprache mit Kanton und Stadt, das Neubauvolumen redimensioniert und ein Teil davon auf die neu erworbene Parzelle an der Karl-Stauffer-Strasse umgelegt. Dadurch sollte es eher möglich sein, den Anforderungen an die Einpassung in den Landschafts- und Gartenkontext zu genügen. Ein Studienauftrag an mehrere Teams hat die konkrete Umsetzung dieser Vorgaben zum Ziel. Mit einem Siegerprojekt rechnen sie bis 2025.

Die Verkehrsbelastung bleibt ein Dauerthema. Die Zahl der motorisierten Fahrten zu und von den Kliniken wird im Richtplan limitiert; die Kliniken müssen ein Mobilitätskonzept erarbeiten und implementieren, das bereits Formen annimmt. Die VBZ werden 2026 die Kapazität verdoppeln. Neu werden die Tramlinien 4 und 5 zur Rehalp fahren. Dazu kommt, wie bisher, die Forchbahn. Die neu eingeführte Buslinie 99 nach Zollikon fährt bereits. Die Velowege werden ausgebaut. Aber Skepsis bleibt, insbesondere bei Anwohnern in der Lengg. Zur Diskussion gestellt wird von den Quartiervereinen deshalb eine „Metro“ vom Bahnhof Tiefenbrunnen zum Balgrist oder allenfalls bis nach Witikon. Im Zürcher Gemeinderat wird am 10. April 2024 ein Postulat (GR Nr. 2024/157) eingereicht, welches vom Stadtrat einen Bericht zur langfristigen Erschliessung des Spitalgebiets Lengg durch den öffentlichen Verkehr verlangt. Das Thema wird uns noch lange begleiten.