09.11.2016

Seidenindustrie am Wildbach:   Ein Stück Hirslander Industriegeschichte

Hirslanden Industrie – da denkt man in erster Linie an den Kreis 5 oder Oerlikon. Aber auch Hirslanden hatte bis ins 20. Jahrhundert hinein einiges zu bieten.
 

In Hirslanden ist heute das Sozial- und Gesundheitswesen der grösste Arbeitgeber. Doch einst gab es im Quartier, an der Grenze zu Riesbach, eine bedeutende industrielle Lebensader. Der Wehrenbach bzw. Wildbach, wie er nach seiner Vereinigung mit dem Stöckentobelbach bei der Burgwies heisst, war neben dem Sihlkanal die zweitwichtigste Wasserkraftachse auf Stadtgebiet. Dank eines ausgeklügelten Systems von Kanälen nutzten die verschiedensten Gewerbe den Bach bis auf den letzten Tropfen. Angetrieben hat das Wasser in früheren Jahrhunderten Mühlen und Schmiedehämmer sowie, unter anderem, eine Drahtzieherei. Bevor der Bach die Zollikerstrasse unterquert, wurde als Kanal der später eingedolte Mühlebach abgezweigt, welcher der Mühle Stadelhofen (heute Kino Piccadilly) seine Kraft lieh.

 

 

Im 19. Jahrhundert siedelte sich an der Hammerstrasse, auf Riesbacher Gebiet, eine Seidenzwirnerei, unterhalb der Weinegg eine Seidenweberei an. Damit kam die Seidenindustrie, welche die Basis des Wohlstandes von Zürich bildete, auch an den Wildbach. Beide Betriebe stellten nach dem Ersten Weltkrieg ihre Produktion ein. In der ehemaligen Weberei füllte vorübergehend die Firma Agis ihr Mineralwasser ab. Ihr Ende fand die rund tausendjährige Wasserkraftnutzung 1964 mit der Schliessung der Mühle Hirslanden. Schon längst aber hatten zunächst die Dampfmaschine und dann die Elektrizität den Wildbach als Energiequelle zunehmend überflüssig gemacht. Wer heute in diesem Naherholungsgebiet joggt oder spaziert, nimmt ausser einem gut sichtbaren Kanal bei der ehemaligen Farbholzmühle in der Burgwies und ein paar Stufen ehemaliger Wehre von den Wasserkraftanlagen kaum mehr etwas wahr.


zurück

Die Werkstätte Drahtzug mit rund 300 Beschäftigten war einst eine Seidenweberei. (Bild: Orell-Füssli)