Probelauf für den Mühlekanal:   Ein Stück Industriegeschichte wird renoviert
von Herbert Frei
Am 3. Februar versammelte sich ein bunte Schar von Leuten um den Zusammenfluss der beiden Bäche am Burgwiesplatz: Geigenbauer Hanspeter Rast als Bewohner und «Betreiber» der alten Mühle Hirslanden, sein Sohn Felix, Vertreter der städtischen Liegenschaftenverwaltung, des verantwortlichen Ingenieurbüros und der Bauunternehmung, «Mühledoktor» Kurt Fasnacht sowie Herbert Frei, Präsident des Quartiervereins Hirslanden. Zusammengekommen war man, um nach abgeschlossener Renovation des Kanals, der Wasser zur alten Mühle Hirslanden führt, einen Problelauf zu veranstalten. Im Rahmen der neuen Platzgestaltung wurde der alte eiserne Kanal, der den Elefantenbach als Brücke überquert, wegen seines schlechten Zustandes nach denkmalpflegerischen Vorgaben ersetzt. Auch der gemauerte Kanal unter dem Burgwiesplatz musste saniert werden, hatte er doch unter den Bauarbeiten gelitten und war einsturzgefährdet. So betonierte man eine PE-Röhre in den alten Durchfluss ein.
Gespannt schaute die Schar zu, wie ein Arbeiter den Kanal vom Schnee frei schaufelte. Dann wurde im Wehrenbach der Schieber zum Kanal mit viel Muskelkraft geöffnet, kurz danach der zweite Schieber vor der Farbholzmühle geschlossen. «Mühlekoktor» Fasnacht, der die alte Mühle in aufwendiger Arbeit in Etappen restauriert hat, inspizierte den Kanal. Sorge bereitete ihm vor allem der Übergang vom rechteckigen Kanal in die runde unterirdische PE-Röhre. In der Tat staute sich das Wasser am Einfluss in die Röhre zurück.
Erwartungsvoll, aber auch etwas skeptisch, pilgerte die Schar nun zur alten Mühle. Würde das Wasserrad, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückgehrt, wieder einwandfrei laufen? Die Skepsis wich der Erleichterung: Das Wasserrad erhielt auch unter dem neuen Wasseregime genügend Wasser und drehte sich unter Getöse stetig und kraftvoll. Als nächstes wurden die alten Maschinen angekoppelt. Auch hier konnte Entwarnung gegeben werden: Das Wasserrad produzierte genügend Energie, um die Getriebe und Transmissionsriemen von 1867 in Gang zu setzen. Das dezente Rattern der alten Getreidemühle zauberte allgemeine Zufriedenheit auf die Gesichter, sodass man sich alsbald in der gemütlichen Stube von Rasts zum Kaffee versammelte.
Der überaus erfolgreiche Probelauf motivierte «Mühlendoktor» Kurt Fasnacht dazu, einen alten Traum preis zu geben: Die alte «Sagi» (Sägerei) im Mühlenhaus wieder so her richten, dass sie der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. Eine Offerte für die Konservierung besteht bereits, allein, das Geld muss erst noch beschafft werden. Auch Freiwilligenarbeit wäre willkommen von Personen, die sich für Industriegeschichte interessieren. Der Quartierverein Hirslanden wird das Projekt gerne begleiten, kann es aber nicht aus eigener Kraft realisieren.
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Erst mit vereinter Kraft gelingt es, den Schieber im Wehrenbach zu heben.
«Mühlendoktor» Kurt Fasnacht, führender Spezialist für historische Mühlen in der Schweiz, schliesst den unteren Schieber, damit das Wasser unter dem Burgwiesplatz hindurch Richtung Mühle fliesst.