11.06.2015

Geruchsdetektive am Werk:   Mit kurzfristigen und langfristigen Massnahmen will die Stadt das Geruchsproblem am Wildbach im Quartier Hirslanden entschärfen.

Text und Bilder Herbert Frei

 

Seit Jahrzehnten beklagen sich Anwohnende und Gewerbetreibende über den oftmals fauligen bis kloakigen Gestank des Wildbaches und seiner Zuflüsse. Die Stadt ist zwar seit mindestens 1977 informiert, unternahm aber bis vor kurzem nichts. Nach einer Intervention des Quartiervereins bei Stadtrat Leutenegger im Mai 2015 kommt nun Bewegung in die Sache. Am 5. Juni fand eine Begehung der Bäche statt. Anwesend waren Hans Lamp, Chef Stadtentwässerung; Franz Günter Kari, Chef Engineering; Freddy Lee, Wirt auf dem Restaurant Burgwies und Herbert Frei, Präsident des Quartiervereins. Dabei zeigte sich, dass der üble Geruch nur zum Teil den Bächen geschuldet ist. Viel stärker stinkt es aus den Dohlen der Kanalisation, vor allem in der Waserstrasse, wo das Mischwasser mit grossem Gefälle und Tempo hinunterstürzt. 
 
Allerdings entwickeln auch die Bäche an gewissen Stellen unangenehme Gerüche, deren Ursachen noch nicht völlig geklärt sind. Sicher ist, dass bei starkem Regen ein Teil des Mischwassers - Abwasser und Regenwasser werden in Zürich in der selben Leitung geführt - in die Bäche gelangt. Dafür sind spezielle Stollen von den Mischwasserleitungen in die Gewässer vorgesehen, sog. Hochwasserentlastungen. In der Regel verhindern Kunststoffklappen, dass üble Gerüche aus den Stollen entweichen können. Bei Hochwasser nützen diese Klappen aber natürlich nichts, da dann Abwässer direkt in die Bäche gelangen.
 
Mit kurz- und mittelfristigen Massnahmen will die Stadt nun das Problem angehen. Mit Geruchsfiltern unter den Dohlendeckeln soll die Waserstrasse wieder ein angenehmerer Spazierweg werden. Zusätzliche Regenrückhaltebecken in Witikon sollen helfen, die Zahl der Hochwasserentlastungen zu reduzieren. Doch so oder so: Auch in Zukunft werden Abwässer in Zürichs Gewässer fliessen. 
 
Bei seinen Recherchen ist der Quartierverein noch auf ein weiteres Problem gestossen: Der Wehrenbach ist offenbar „biologisch tot“. Fische können nicht im Wehrenbach existieren. Womit dies zusammenhängt, ist noch unklar: Gülle und Spritzmittel aus der Landwirtschaft werden ebenso genannt wie die Ausbringung von Spritzmitteln auf dem Golfplatz Zumikon, in dessen Nähe der Wehrenbach entspringt. Da das Problem mehrere Gemeinden betrifft, ist es weniger einfach zu lösen als das Geruchsproblem. Der Quartierverein Hirslanden hat sich mit den benachbarten Quartiervereinen zusammengetan, um vorerst gesicherte Fakten über die Wasserqualität zu beschaffen und nachher nach Lösungen zu suchen, wie man den Wehrenbach wieder in ein lebendiges Gewässer verwandeln kann.
 


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Freddy Lee, Hans Lamp und F. G. Kari nehmen eine Nase voll über einer Kanalisationsdohle in der Waserstrasse. Bild: Herbert Frei


Die Hochwasserentlastung an der Waserstrasse. Der Kunststoffdeckel soll Geruchsemissionen verhindern.


Woher kommen die üblen Gerüche? Hochwasserentlastung Wynegg am Wildbach.


Nicht immer sind Hochwasserentlastungen leicht zu erkennen. Diese versteckt sich unter der Burgwiesbrücke an der Forchstrasse. Sie entlässt bei starkem Regen Mischwasser von der Forchstrasse und aus Zollikon.